Naturalis Biodiversitätszentrum
Leiden
Architekten: Neutelings Riedijk Architects // Projektumfang: 38.000 m² BGF Sanierung und 18.000 m² BGF Neubau // Fertigstellung: 2019 // Awards: RAP Award 2019, European Museum of the Year 2021
Das Naturalis Biodiversity Center ist ein Forschungsinstitut und Naturkundemuseum in Leiden mit langer Geschichte. Das Museum war bereits vor der Erweiterung über seine Grenzen hinweg bekannt und bewältigte einen Besucherandrang von mehr als 400.000 Besuchern pro Jahr. Zu dem erfuhr das Institut ein exponentielles Wachstum und somit wurde eine Renovierung und Erweiterung dringend notwendig. Die Sammlung wuchs auf 42 Millionen naturkundliche Objekte (Top 5 der Welt).
Neutelings Riedijk Architects entwarfen eine nachhaltige Gesamtheit aus Bestand und Neubau mit einer eigenen Formsprache für jede Funktion des Komplexes. Der Empfangsbereich hat Platz gefunden in einem atemberaubenden Atrium. Von hier aus sind alle Einheiten des Museums miteinander verbunden. Das Bestandsgebäude mit den Büros und Depots, der Neubau mit den Laboratorien und der Ausstellungsneubau. Restaurant und Museums-Shop befinden sich im Erdgeschoss. Bewegt man sich im Gebäude über die imposante Treppenanlage nach oben, verjüngen sich die Räumlichkeiten so als würde man einen Berg besteigen. Die letzte Treppe endet tatsächlich am Fuße eines angelegten Bergpfads.
In Kooperation mit der Modedesignerin Iris van Herpen wurden die prägenden Reliefformen für die Fassade entworfen. Inspiriert von der Naturalis-Sammlung und den Formen und Muster der Natur ließ sich van Herpen zu diesen speziellen dreidimensionalen Reliefen inspirieren.
Die 2D-Entwürfe von Iris van Herpen wurden von ABT mithilfe von automatisierten Computerskripten in digitale 3D-Modelle übersetzt. Basierend auf einer Virtual Reality-Anwendung wurde eine lebensechte Erfahrung des Kunstwerks erstellt (virtuelle Modelle). Dies ermöglichte es dem Designer, Architekten und Kunden, die Gestaltungsalternativen im realen Maßstab und im Kontext des gesamten Gebäudes zu erleben.
Das Design der Atriumfassade besteht aus einer dreidimensionalen Betonfertigteilstruktur in Form von regelmäßig wiederkehrenden Ovalen, Dreiecken und Hexagonen, die in ihrer Aneinanderreihung wie ineinander greifende Moleküle wirken. Der Architekt Michiel Riedijk ließ sich hierbei von Formen aus der Natur inspirieren. Insgesamt setzt sich das Gebilde wie eine Glaskrone auf den Gebäudekomplex.
Die Form der komplex geformten Betonfassadenelemente der Glaskrone wurde wie die Betonbänder mit Hilfe eines parametrischen Modells in Kombination mit virtueller Realität entworfen. Hierdurch ließ sich die perfekte Kombination aus Lichtdurchlässigkeit, Materialeinsparung und Transportfähigkeit der Elemente ermitteln ohne auf ästhetischer Seite Abstriche machen zu müssen.
Genau wie die Fassaden und das Innere des Museums ist der Bau aus nachhaltigen Materialien realisiert.
Leistungsbild: Integrales Engineering // Tragwerksplanung, Technische Ausrüstung, Computational Design, Nachhaltigkeit, Bauphysik, Geotechnik
Fotos: Daria Scagliola, Stijn Brakkee